»… In der natürlichen Ordnung, in der die Menschen alle gleich sind, ist ihr gemeinsamer Beruf, zuerst und vor Allem Mensch zu sein und wer für diesen gut erzogen ist, kann diejenigen, welche mit demselben in Einklang stehen, nicht schlecht erfüllen. Ob man meinen Zögling für die militairische, kirchliche oder richterliche Laufbahn bestimmt, darauf kommt wenig an. Bevor die Eltern ihn für einen Beruf bestimmen, beruft die Natur ihn zum menschlichen Leben. Die Kunst zu leben soll er von mir lernen. Wenn er aus meinen Händen hervorgeht, wird er freilich, das gebe ich zu, weder Richter, noch Soldat, noch Priester sein, er wird zuerst Mensch sein. Alles, was ein Mensch sein muß, das Alles wird er, wenn es darauf ankommt, eben so gut wie irgend Jemand sein können, und das Schicksal wird ihn vergeblich seinen Platz wechseln lassen, er wird immer an dem seinigen sein…«
Jean Jacques Rousseau: Emil oder Ueber die Erziehung - Erster Band - Kapitel 2