Guernsey Pfund
[Bild via Wikimedia PD]

Eine der wichtigsten Prämissen der Ökonomie ist die Knappheit. Man kann keinen Profit machen, wenn die Menschen nicht von Knappheit bedroht sind. Die Ökonomen meinen, dass Produktion und Verteilung über Angebot und Nachfrage organisiert werden müssen. Nachfrager sind jene Menschen, die Geld haben, um die Angebote zu kaufen. Wer kein Geld hat kann nicht nachfragen. (Geld ist »knapp«, obwohl es keinen Mangel an prägbaren Metallscheiben, bedruckbarem Papier oder Bits&Bytes gibt. Eine künstliche Knappheit.) Deshalb müssen heute noch immer Menschen verhungern, haben keinen Zugang zu Trinkwasser oder medizinischer Versorgung. Bedarfsdeckung ist kein Thema der Ökonomie. Gibt es für die Menschen so viele Güter wie Wasser im Meer oder Luft zum Atmen, geht der Profit in Richtung null. (Interessant ist auch, darüber nachzudenken, was passiert, wenn die Gesellschaft auf eine vollautomatisierte Produktionskette zurückgreifen könnte. Wie viel Profit ist dann noch zu machen? Wie wird die Verteilung organisiert?) Das gute Leben aller Menschen, mit dem bestmöglichen Lebensstandard, ist nicht das Ziel dieser Lehre und/oder dieser Gesellschaft. Einen menschlichen Kapitalismus gibt es nicht und das Sozialstaatsgeschwätz ist für die Katz. Darum gibt es keine ökonomisch Lösung für die Probleme der Gegenwart. Ganz gleich, was die Ökonomen, Politiker und Parteien erzählen, liegt es in der Natur der Ökonomie, dass immer neue Konfliktherde entstehen müssen. Die gesellschaftliche Umverteilung, bleibt immer ein Umverteilen. Sie hat mit »Gerechtigkeit« nichts zu tun und ist Teil der aktuellen Schwierigkeiten. Dahinter steckt die Idee des ständigen Kampfes jeder gegen jeden. Ein dauerhafter Krieg.

Vor 200 Jahren hat sich auf der britischen Kanalinsel Guernsey eine Geschichte zugetragen, welche man in den Geschichtsbüchern vermisst. Es war die Zeit nach dem Sieg über Napoleon. Die Auswirkungen des Krieges und Naturkatastrophen brachten die Inselgesellschaft in eine schwere wirtschaftliche Notlage. Die Inselregierung suchte nach Möglichkeiten, die Wirtschaft anzukurbeln und die Lebenssituation der Menschen zu verbessern. Zunächst beriet man über den Bau einer Markthalle. Dabei stellte man fest:

  1. Kein Geld in der Inselkasse.
  2. Weitere Steuerbelastung der Bewohner nicht möglich. (Man hatte bereits die Steuer auf Branntwein erhöht.)
  3. Höhere Verschuldung bei Banken nicht realisierbar, weil kein Geld für die Zinsen da war.
  4. Es gab eine Rechtsgrundlage dafür, dass die Inselgemeinschaft eigenes Geld in Umlauf bringen konnte. Frei von Schulden und Zinsen.

Da man sich nicht einigen konnte, wurde zunächst keine Entscheidung getroffen. Die Situation wurde nicht besser. Also beriet man abermals. Diesmal entschied man sich dafür, eigenes Geld für verschiedene Projekte der Gemeinschaft zu verwenden. Man besann sich auf Beispiele aus Bath und Liverpool (Um das Jahr 1793 verweigerte die Bank of England der Liverpool Corporation ein Darlehen über 100.000 Pfund – siehe Quelle 8.). So begann die Regierung, unter Führung des Gouverneurs Daniel de Lisle Brock, unterschiedliche Geldserien zu drucken und zog diese nach Zweckerfüllung und zeitlicher Gültigkeit wieder aus dem Verkehr und vernichtete sie. Dies wurde über Verbrauchssteuern realisiert (Alkohol und Fleisch). Um 1820 nahm die Wirtschaft Schwung auf. Hermann Benjes schrieb darüber:

Ganze Slumquartiere konnten jetzt schrittweise in Siedlungen mit hellen modernen Häusern und Wohnungen verwandelt werden. Anstatt wie bisher das teure englische Mehl zu importieren, wurden gleich mehrere Windmühlen gebaut. Weitere Schulen konnten errichtet werden. Die bei Regen kaum passierbaren Straßen auf Guernsey galten schließlich als die besten Europas! Innerhalb von zehn Jahren hatte sich Guernsey in eine blühende Insel verwandelt und geriet dadurch in das Blickfeld geldgieriger Spekulanten und Banken.

Trotz aller Erfolge fand diese Aktion, mit maßgeblichem Zutun der beiden ortsansässigen Banken, 1836 ein Ende. Was den entscheidenden Anstoß gab, weiß man nicht, weil Überlieferungen fehlen (speziell für die Zeit vom 21.09. bis 09.10.1836. Genaueres findet man in den Quellen.) Das öffentliche Geld gibt es heute noch. Gleichzeitig zahlt die Inselgemeinschaft in der Gegenwart Zinsen für ein tilgungsloses Darlehen von 15.000 brit. Pfund, zweier privater Inselbanken an die Regierung, aus dem Jahre 1837.

Was sagt »uns« die Geschichte vom Guernsey-Pfund? Alles, was die Gemeinschaft finanzieren will, ist finanzierbar. Sie ist in »einer Person« Produzent und Konsument. Deshalb braucht sie sich von keinem Dritten Geld zu »leihen«.

Quellen zu Guernsey (Der erste Link ist in deutscher Sprache.):

  1. http://www.sffo.de/sffo/Guernsey_freigeld.pdf
  2. Edward_Holloway–How_Guernsey_Beat_The_Bankers
  3. Beating the Bankers at their Own Game – the Guernsey Way
  4. http://www.rainbowedu.se/a5.pdf schwedisch / ab Seite 31
  5. A history of public money creation Part 4
  6. Guernsey’s monetary experiment
  7. The Guernsey Experiment: An Effective Solution for Eliminating Debt Slavery?
  8. An example of communal currency, the facts about the Guernsey Market House
  9. The Guernsey Experiment
  10. The Guernsey Experiment - monneta.org
  11. Money and Natural Law, By Tommas Graves